Okay. Ärger an diversen Fronten.
Zum einen dreht ein alter Pädagogenfrosch gerade derbe am Rad - so übel, dass eine ganz liebe Dame nun den Kurs wechseln wird. Da ich auch zwei Wochen nach dem Vorfall beim Gedanken daran echt wütend werde, habe ich meine Tutorin gefragt, was mir blüht, falls ich es schaffe, aus dem Kurs geworfen zu werden. Nach der nächsten Stunde darf er sich nämlich anhören, was ich jetzt genau von ihm, seinem Verhalten und seiner Eignung als Lehrer halte; ich bin mir sehr sicher, dass er da mehr als nur ein klein wenig empört sein wird.
Jaja, er sitzt am längeren Hebel, alles schon gehört ... Ernsthaft? Mir ist meine Integrität wichtiger als weiterhin 14 Punkte für die Mitarbeit zu kassieren. Der kann mir GAR NIX! 99 Tage noch.

Eine Freundin sitzt gerade psychisch so ziemlich genau da, wo ich vor drei Jahren saß. Sie taucht trotz Absprachen nicht in der Schule auf, ist kaum noch zu erreichen, sieht total fertig aus und teilte mir heute per SMS mit, dass sie es nicht schafft und deswegen abbricht. 99 Schultage vorm Abi. Sie tut mir so leid einerseits, weil ich noch weiß, wie sich das anfühlte, die Angst, die Enttäuschung, das schlechte Gewissen. Andererseits haben sich alle möglichen Leute inklusive mir halb das Bein ausgerissen um ihr zu helfen. Abends spontan Sachen gepackt und bei ihr übernachtet, weil die neue Freundin an ihrer Seite von Selbstmord sprach, ihr nachts auf der Straße geduldig zugehört (im Shirt, bei Regen!), Nachhilfe angeboten, während der Pausen mit ihrer Tutorin überlegt, was noch getan werden könnte, unangekündigt vorbei gekommen um zu sehen, wie es ihr geht, ihr Unterstützung versprochen, weil sie sich angeblich trennen will ... Und dann schreibt die dumme Nuss im Gesichtsbuch, wie gut es ihr ginge und wie glücklich verliebt sie doch sei. Weniger als 24 Stunden später aber kam ihre SMS, es ginge ihr so schlecht. Klar.
Da ich eh auf Krawall gebürstet bin im Moment, hab ich ihr 'ne deutliche Mail geschrieben.

Das liebe Geld. Freitag geht es in die Stadt, da man die Anzeigen für Minijobs einfach nur vergessen kann. Mehrjährige Erfahrung im Einzelhandel für eine Aushilfsstelle in 'ner Drogerie. Klar, sonst noch Wünsche?
Ich werde die Läden so abklappern, zur Vorweihnachtszeit werden sicher irgendwo Aushilfen im Verkauf eingestellt. Denn ohne geht es einfach nicht mehr, trotz 1-Zimmer-Wohnung, trotz Wasser aus der Leitung statt aus der Flasche, trotz Radfahren, trotz 120 €-Budget für sämtliche Einkäufe und Parties. Ich komm mir jedes Mal so schäbig vor, wenn ich mal wieder 'ne Kleinigkeit verschenken muss, weil es für das ursprünglich angepeilte Geschenk einfach nicht reicht. Es kotzt mich an, dass ich nicht 'mal eben' ein neues Paar Stiefel kaufen kann, wenn das alte Paar langsam auseinander fällt. Wo krieg ich das Geld für den Bus her, falls ich auch diesen Winter nicht mit dem Rad fahren kann? Und was passiert, wenn mein Rad gänzlich kaputt geht?
Mir ist das Geld an sich egal. Aber ich kann einfach nicht länger die Person sein, die Schulden macht und sich notgedrungen von ihren Eltern helfen lässt. Ich will für mich selber sorgen und vor allem auch für meine Familie und Freunde da sein können. Im Augenblick könnte ich es noch nicht einmal mit mir vereinbaren, ein Haustier zu halten, das ja völlig auf mich angewiesen wäre.

Trotzdem - es geht mir gut. Das oben genannte macht mich wütend, ich fühle mich hilflos und ich habe manchmal Angst. Aber ich werde nie wieder so am Abgrund stehen wie vor zwei Jahren. Letztes Jahr im Herbst war ich dankbar, dass ich mich so gut fühlte und alles wunderbar lief. Dieses Jahr bin ich dankbar, dass ich auch miese Tage und Probleme haben kann, ohne daran zu verzweifeln; dass ich mittlerweile der felsenfesten Überzeugung bin, immer, in wirklich jeder Situation, noch eine Wahl zu haben und den Umständen nicht einfach ausgeliefert bin.

Und als kleines Highlight zum Ende meine ersten Klausurergebnisse: Bio 11 Punkte, Mathe 12 Punkte, Englisch 13 Punkte. Das läuft wenigstens. :)